volkergrundmann
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Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Sa, 06. Jun 2015, 20:02

Gjergj, schau mal bitte, ob wir das bei Tourismuspolitik unterbringen oder ein neues Thema aufmachen, danke.


Bislang war es so, dass Touristen in Albanien allgemein als seltene Spezies angesehen und dementsprechend nachsichtig behandelt wurden, zum Teil wohl sogar auf höhere Weisung. Kleine Verstöße wurden oft nicht geahndet. Um Parkverstöße hat sich sowieso die Polizei nur in schweren Fällen gekümmert.
Jetzt kommt Änderung in die Sache: Die ersten Kommunen übertragen die Parkbewirtschaftung privaten Unternehmen und damit ist Schluss mit Nachsicht. Im Gegenteil, nach meiner ersten derartigen Erfahrung in Fier gestern kommt mir der Verdacht, dass wir nun unter italienische Verhältnisse fallen: Man organisiert die Dinge bewusst so, dass man speziell Touristen abzocken kann. Die Zone war zwar als Zone „me pagese“ gekennzeichnet, aber es gab natürlich keine Automaten für Parkscheine und es war auch anderweitig nicht ersichtlich, wie ich hätte bezahlen können. Im Gegenteil, als ich die Umstehenden musterte, sah mir einer so aus, als könne er ein Gebühreneintreiber sein. Als ich mich jedoch ihm zuwandte, drehte er sich um und ging weg.
Mir blieb praktisch nichts anderes, als das Auto so stehen zu lassen und ins Cafe zu gehen. Als ich wieder kam, war mein Auto weg. Und derselbe Mensch kam nun auf mich zu, und beeilte sich, mir zu erklären, wo das Büro der Privatfirma sei, in dem ich mein Auto wieder auslösen konnte – für 50 Euro.

mage48
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

So, 07. Jun 2015, 8:41

Gut zu wissen!!
Wir hatten vor einem Jahr in Kruje schon den Verdacht auf einen selbsternannten Parkwächter und uns mächtig geärgert, denn er hat Euro verlangt.
Und vom letzten Italienurlaub im Nov. 2014 kann ich beitragen, dass wir über unsere Mietwagenfirma über 70€ zahlen mussten für ein Fahrvergehen bei Paestum. Eingescannt waren handgeschriebene Zettelchen und nicht nachvollziehbar. Wir buchen regelmäßig Mietwagen von Deutschland aus übers Internet, die Kreditkarte muss angegeben werden, und somit ist man ausgeliefert.
Ich poste es hier bezugnehmend auf ital. Verhältnisse.
LG
mage48

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shqiptare
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

So, 07. Jun 2015, 9:54

Ruft die Polizei unter 129 an
habe ich persoenlich nicht geglaubt, aber der folgende Fall hat mich eines besseren belehrt:
Ich war gerade Geldwechseln, als eine Frau zu uns kam und scshimpfte, dass man ihr beim Geldwechseln eine Kommision abgenommen hatte. DIe Dame in der Wechselstube sagte ihr, sie solle diue Polizei rufen und sich so schnell als moeglich in die anderen Wechselstube begeben. Sozusagen am Tatort.
Die Frau wollte nicht, da sie nicht glaubte, dass es hilft, zum Schluss ging sie aber mit der Polizei telefonierend zurueck. Nach ca, 10 Minuten kam sie zurueck - ubergluecklich, da die Polizei wirklich dazu kam und der Wechselstubenbesitzer kleinlaut die Kommision rausrueckte

Manchmal hilft es sich vor Ort zu beschweren und nicht alles vorab als sinnlos abzutun 8) Die Polizei ist besser als ihr Ruf - meistens und es wird besser und besser :mrgreen:
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Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich.
K.A.

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Mo, 08. Jun 2015, 22:43

Die Hinweise auf einen Wechsel im Verhalten gegenüber Touristen verdichten sich für mich. Ich befrage ja jeden Wohnmobilisten, den ich treffe, nach seiner Meinung zum Land und da höre ich doch vielfach bisher Neues: Noch 2012 registrierte ich, dass Restaurants- oder Hotelbesitzer das Stellen von Wohnmobilen auf ihren Parkplätzen ohne Kosten genehmigen. Das hat sich fast krass verändert. Eine deutliche Anzahl von denen fordert nun Stellgebühren und diese zugleich ziemlich hoch. Bis zu 15 Euro wurden mir mehrfach benannt.

Ich bin ja dafür, dass die Bestimmung des Touristen ist, Geld in andere Länder zu bringen, aber wenn die meisten richtigen Caravan-Plätze infolge der großen Konkurrenz nur 10 Euro mit Stromversorgung nehmen, dann sind 15 Euro für einfaches Stellen am Hotel über Nacht doch happig.
Zunehmend höre ich auch Geschichten über Sonderpreise für Touristen, selbst beim Hauswein. Aber wenn der Eintritt in Butrint für Touristen 700 Leke und für Einheimische nur 300 Leke beträgt, dann ist auch kein Wunder, wenn die Touristen für die Überfahrt mit PKW mit der alten Schrottfähre 5 Euro bezahlen und der Einheimische für seinen Mercedes nur 200 Leke. Man wird über solche Zwangssteuern trefflich streiten, und ich glaube, dass die Unterhaltung von Butrint 700 Leke vom Besucher allemal rechtfertigt. Sicher ist aber eines: Nach EU-Recht ist das Diskriminierung von Ausländern.

TiranaAlb
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Mi, 10. Jun 2015, 11:10

volkergrundmann hat geschrieben:Die Hinweise auf einen Wechsel im Verhalten gegenüber Touristen verdichten sich für mich. Ich befrage ja jeden Wohnmobilisten, den ich treffe, nach seiner Meinung zum Land und da höre ich doch vielfach bisher Neues: Noch 2012 registrierte ich, dass Restaurants- oder Hotelbesitzer das Stellen von Wohnmobilen auf ihren Parkplätzen ohne Kosten genehmigen. Das hat sich fast krass verändert. Eine deutliche Anzahl von denen fordert nun Stellgebühren und diese zugleich ziemlich hoch. Bis zu 15 Euro wurden mir mehrfach benannt.

Ich bin ja dafür, dass die Bestimmung des Touristen ist, Geld in andere Länder zu bringen, aber wenn die meisten richtigen Caravan-Plätze infolge der großen Konkurrenz nur 10 Euro mit Stromversorgung nehmen, dann sind 15 Euro für einfaches Stellen am Hotel über Nacht doch happig.
Zunehmend höre ich auch Geschichten über Sonderpreise für Touristen, selbst beim Hauswein. Aber wenn der Eintritt in Butrint für Touristen 700 Leke und für Einheimische nur 300 Leke beträgt, dann ist auch kein Wunder, wenn die Touristen für die Überfahrt mit PKW mit der alten Schrottfähre 5 Euro bezahlen und der Einheimische für seinen Mercedes nur 200 Leke. Man wird über solche Zwangssteuern trefflich streiten, und ich glaube, dass die Unterhaltung von Butrint 700 Leke vom Besucher allemal rechtfertigt. Sicher ist aber eines: Nach EU-Recht ist das Diskriminierung von Ausländern.

Die haben keine Ahnung davon. Ganz einfach erklärt. Auch 50 Euro für ein lächerliches Zimmer ist zu viel Geld. Da gibt es tausende Alternativen.

Sogar mit Verpflegung. Was soll man dann in Albanien. Allerdings werden ja nicht nur westliche Touristen so gesehen. Auch viele aus KS werden so abgezogen. Nicht erst seit kurzem sondern schon immer. Find schon Anfang der 90er an.

Was diesen Butrint Preis betrifft. Finde ich einerseits ok aber auch schlecht. Ein Preis für alle !!! also die Mitte 500 Leke.

Sind ja ägyptische Zustände !!!

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Mi, 10. Jun 2015, 11:22

Kann meine Litanei gleich fortsetzen: War gestern in der einst abgeschieden-schönen-ruhigen Bucht von Llaman südlich Himara. Die wurde in der Zwischenzeit vollprivatisiert, es gibt zwei Betreiber. Der offenbar übermächtige Platzhirsch, der die rechten zwei Drittel kontrolliert, versucht deutlich, seinen kleineren Konkurrenten an die Wand zu drücken. Einweiser fangen unkundige Neuankömmlinge sofort ab und lenken sie fast zwingend auf seine Parkfläche. Dann kassiert er von Ausländern, auch solche, die an seiner Bar was trinken, 5 Euro Strand- und Liegenbenutzungsgebühr sofort beim ersten Drink mit, ohne, dass irgendein Schild auf die Kostenpflicht hinweisen würde. Ich hatte auch deutlich den Eindruck, dass Einheimische und Kosovaren nichts bezahlen müssen. Wer dann in seinem Restaurant für eine bestimmte Summe isst, kriegt angeblich die 5 Euro verrechnet.

Ich war aber so sauer über die Höhe der Gebühr und die hinterhältige Art, dass ich aus Protest mein Auto umgesetzt habe zum linksseitigen, kleineren Nachbarn ("Cabo del Mar"). Dessen Restaurant sah zuerst weniger hochgestylt aus, aber der Eindruck von außen täuschte mich gewaltig. Innen war es nicht nur richtig fein, das Essen war vorzüglich und originell zubereitet.
Ich bestellte einen besonders großen Merluc und setzte mich vorn auf den Präsentierteller, damit man im Nachbarrestaurant auch deutlich sehen konnte, was für einen Kunden man vergrault hat. Der Fisch kam auf Reisrand, links weißer Reis, rechts schwarzer, garniert mit kunstvoll beschnitzten Gemüsestücken. Der Fisch (1,5 kg) und die Art der Anrichtung waren grandios, Salat und Vorspeise ebenso originell und mit eigenem Duktus zubereitet, der Hauswein vorzüglich.

Natürlich hat die Sache etwas über den Durchschnitt der Vorabende gekostet. Ich gebe für zwei Personen in Schnitt etwas unter 40000 Leke aus, also unter dreißig Euro, in der Regel Vorspeisen, Salat, Hauptgerichte, drei kleine Bier und einen halben Liter Wein. Gestern habe ich umgerechnet deutlich über 40 Euro bezahlt, aber das war das Essen auch wert. In Griechland hätte ich allein für den nackten Fisch 90 Euro bezahlt, für alles zusammen vermutlich über 120 Euro. Und wie gesagt, angerichtet war das Ganze viel besser, als ich in Griechenland je einen Fisch angerichtet bekommen habe.
So, das wollte ich los werden. Nun aber ab zum Tauchen. Heute ist der schönste Tauchplatz Albaniens dran, die Bucht von Porto Palermo.
Zuletzt geändert von volkergrundmann am Mi, 10. Jun 2015, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.

TiranaAlb
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Mi, 10. Jun 2015, 12:58

volkergrundmann hat geschrieben:Kann meine Litanei gleich fortsetzen: War gestern in der einst abgeschieden-schönen-ruhigen Bucht von Llaman südlich Himara. Die wurde in der Zwischenzeit vollprivatisiert, es gibt zwei Betreiber. Der offenbar übermächtige Platzhirsch, der die rechten zwei Drittel kontrolliert, versucht deutlich, seinen kleineren Konkurrenten an die Wand zu drücken. Einweiser fangen unkundige Neuankömmlinge sofort ab und lenken sie fast zwingend auf seine Parkfläche. Dann kassiert er von Ausländern, auch solche, die an seiner Bar was trinken, 5 Euro Strand- und Liegenbenutzungsgebühr sofort beim ersten Drink mit, ohne, dass irgendein Schild auf die Kostenpflicht hinweisen würde. Ich hatte auch deutlich den Eindruck, dass Einheimische und Kosovaren nichts bezahlen müssen. Wer dann in seinem Restaurant für eine bestimmte Summe isst, kriegt angeblich die 5 Euro verrechnet.

Ich war aber so sauer über die Höhe der Gebühr und die hinterhältige Art, dass ich aus Protest mein Auto umgesetzt habe zum linksseitigen, kleineren Nachbarn. Dessen Restaurant sah zuerst weniger hochgestylt aus, aber der Eindruck von außen täuschte mich gewaltig. Innen war es nicht nur richtig fein, das Essen war vorzüglich und originell zubereitet.
Ich bestellte einen besonders großen Merluc und setzte mich vorn auf den Präsentierteller, damit man im Nachbarrestaurant auch deutlich sehen konnte, was für einen Kunden man vergrault hat. Der Fisch kam auf Reisrand, links weißer Reis, rechts schwarzer, garniert mit kunstvoll beschnitzten Gemüsestücken. Der Fisch (1,5 kg) und die Art der Anrichtung waren grandios, Salat und Vorspeise ebenso originell und mit eigenem Duktus zubereitet, der Hauswein vorzüglich.

Natürlich hat die Sache etwas über den Durchschnitt der Vorabende gekostet. Ich gebe für zwei Personen in Schnitt etwas unter 40000 Leke aus, also unter dreißig Euro, in der Regel Vorspeisen, Salat, Hauptgerichte, drei kleine Bier und einen halben Liter Wein. Gestern habe ich umgerechnet deutlich über 40 Euro bezahlt, aber das war das Essen auch wert. In Griechland hätte ich allein für den nackten Fisch 90 Euro bezahlt, für alles zusammen vermutlich über 120 Euro. Und wie gesagt, angerichtet war das Ganze viel besser, als ich in Griechenland je einen Fisch angerichtet bekommen habe.
So, das wollte ich los werden. Nun aber ab zum Tauchen. Heute ist der schönste Tauchplatz Albaniens dran, die Bucht von Porto Palermo.

Kosovaren werden eigentlich genau so abgezogen. Vor allem in dieser Region. Nur Einheimische halt kaum. Wir waren da aber mal mit Bekannten und obwohl er uns kannte hatte er für 4 Personen 150 Euro verlangt. Ok an der Masse in Deutschland gut aber für die Verhältnisse zu viel. Da FIsch gibts in Albanien im Übermaß und dann noch von eigenen Reservaten.

Komisch.

Trim
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Mi, 10. Jun 2015, 23:48

volkergrundmann hat geschrieben:Kann meine Litanei gleich fortsetzen: War gestern in der einst abgeschieden-schönen-ruhigen Bucht von Llaman südlich Himara. Die wurde in der Zwischenzeit vollprivatisiert, es gibt zwei Betreiber. Der offenbar übermächtige Platzhirsch, der die rechten zwei Drittel kontrolliert, versucht deutlich, seinen kleineren Konkurrenten an die Wand zu drücken. Einweiser fangen unkundige Neuankömmlinge sofort ab und lenken sie fast zwingend auf seine Parkfläche. Dann kassiert er von Ausländern, auch solche, die an seiner Bar was trinken, 5 Euro Strand- und Liegenbenutzungsgebühr sofort beim ersten Drink mit, ohne, dass irgendein Schild auf die Kostenpflicht hinweisen würde. Ich hatte auch deutlich den Eindruck, dass Einheimische und Kosovaren nichts bezahlen müssen. Wer dann in seinem Restaurant für eine bestimmte Summe isst, kriegt angeblich die 5 Euro verrechnet.

Ich war aber so sauer über die Höhe der Gebühr und die hinterhältige Art, dass ich aus Protest mein Auto umgesetzt habe zum linksseitigen, kleineren Nachbarn ("Cabo del Mar"). Dessen Restaurant sah zuerst weniger hochgestylt aus, aber der Eindruck von außen täuschte mich gewaltig. Innen war es nicht nur richtig fein, das Essen war vorzüglich und originell zubereitet.
Ich bestellte einen besonders großen Merluc und setzte mich vorn auf den Präsentierteller, damit man im Nachbarrestaurant auch deutlich sehen konnte, was für einen Kunden man vergrault hat. Der Fisch kam auf Reisrand, links weißer Reis, rechts schwarzer, garniert mit kunstvoll beschnitzten Gemüsestücken. Der Fisch (1,5 kg) und die Art der Anrichtung waren grandios, Salat und Vorspeise ebenso originell und mit eigenem Duktus zubereitet, der Hauswein vorzüglich.

Natürlich hat die Sache etwas über den Durchschnitt der Vorabende gekostet. Ich gebe für zwei Personen in Schnitt etwas unter 40000 Leke aus, also unter dreißig Euro, in der Regel Vorspeisen, Salat, Hauptgerichte, drei kleine Bier und einen halben Liter Wein. Gestern habe ich umgerechnet deutlich über 40 Euro bezahlt, aber das war das Essen auch wert. In Griechland hätte ich allein für den nackten Fisch 90 Euro bezahlt, für alles zusammen vermutlich über 120 Euro. Und wie gesagt, angerichtet war das Ganze viel besser, als ich in Griechenland je einen Fisch angerichtet bekommen habe.
So, das wollte ich los werden. Nun aber ab zum Tauchen. Heute ist der schönste Tauchplatz Albaniens dran, die Bucht von Porto Palermo.
Ich weiss nicht, wo du vorher überall gewesen bist. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass die reichen von ausserhalb immer übers Ohr gehauen wurden. Selbst Auslandalbaner wurden schon eh und jeh abgezogen. Das sind für mich keine neuen Entwicklungen.

TiranaAlb
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Do, 11. Jun 2015, 1:05

Trim hat geschrieben:
volkergrundmann hat geschrieben:Kann meine Litanei gleich fortsetzen: War gestern in der einst abgeschieden-schönen-ruhigen Bucht von Llaman südlich Himara. Die wurde in der Zwischenzeit vollprivatisiert, es gibt zwei Betreiber. Der offenbar übermächtige Platzhirsch, der die rechten zwei Drittel kontrolliert, versucht deutlich, seinen kleineren Konkurrenten an die Wand zu drücken. Einweiser fangen unkundige Neuankömmlinge sofort ab und lenken sie fast zwingend auf seine Parkfläche. Dann kassiert er von Ausländern, auch solche, die an seiner Bar was trinken, 5 Euro Strand- und Liegenbenutzungsgebühr sofort beim ersten Drink mit, ohne, dass irgendein Schild auf die Kostenpflicht hinweisen würde. Ich hatte auch deutlich den Eindruck, dass Einheimische und Kosovaren nichts bezahlen müssen. Wer dann in seinem Restaurant für eine bestimmte Summe isst, kriegt angeblich die 5 Euro verrechnet.

Ich war aber so sauer über die Höhe der Gebühr und die hinterhältige Art, dass ich aus Protest mein Auto umgesetzt habe zum linksseitigen, kleineren Nachbarn ("Cabo del Mar"). Dessen Restaurant sah zuerst weniger hochgestylt aus, aber der Eindruck von außen täuschte mich gewaltig. Innen war es nicht nur richtig fein, das Essen war vorzüglich und originell zubereitet.
Ich bestellte einen besonders großen Merluc und setzte mich vorn auf den Präsentierteller, damit man im Nachbarrestaurant auch deutlich sehen konnte, was für einen Kunden man vergrault hat. Der Fisch kam auf Reisrand, links weißer Reis, rechts schwarzer, garniert mit kunstvoll beschnitzten Gemüsestücken. Der Fisch (1,5 kg) und die Art der Anrichtung waren grandios, Salat und Vorspeise ebenso originell und mit eigenem Duktus zubereitet, der Hauswein vorzüglich.

Natürlich hat die Sache etwas über den Durchschnitt der Vorabende gekostet. Ich gebe für zwei Personen in Schnitt etwas unter 40000 Leke aus, also unter dreißig Euro, in der Regel Vorspeisen, Salat, Hauptgerichte, drei kleine Bier und einen halben Liter Wein. Gestern habe ich umgerechnet deutlich über 40 Euro bezahlt, aber das war das Essen auch wert. In Griechland hätte ich allein für den nackten Fisch 90 Euro bezahlt, für alles zusammen vermutlich über 120 Euro. Und wie gesagt, angerichtet war das Ganze viel besser, als ich in Griechenland je einen Fisch angerichtet bekommen habe.
So, das wollte ich los werden. Nun aber ab zum Tauchen. Heute ist der schönste Tauchplatz Albaniens dran, die Bucht von Porto Palermo.
Ich weiss nicht, wo du vorher überall gewesen bist. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass die reichen von ausserhalb immer übers Ohr gehauen wurden. Selbst Auslandalbaner wurden schon eh und jeh abgezogen. Das sind für mich keine neuen Entwicklungen.

Habe sowas nie erlebt. Aber schon bisschen traurig diese Entwicklung. Normalerweise wurde man immer wie ein König behandelt aber jetzt wo die Leute wissen es kommt Geld entwickelt sich das Land in ein Ägypten.

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Do, 11. Jun 2015, 10:09

Trim hat geschrieben: Ich weiss nicht, wo du vorher überall gewesen bist. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass die reichen von ausserhalb immer übers Ohr gehauen wurden. Selbst Auslandalbaner wurden schon eh und jeh abgezogen. Das sind für mich keine neuen Entwicklungen.
Eben genau das sah ich bisher definitiv anders: Ich wurde schon immer in Italien, Türkei, Ägypten usw. abgezockt. In Albanien hingegen zwischen 2005 und 2012 so gut wie nie. Die Albaner haben den Touristen aus Nicht-Balkanländern eher noch was geschenkt, und vor allem, anständige Touristen äußerst zuvorkommend, gastfreundlich und herzlich behandelt. Und eben das sehe ich zumindest in bestimmten Regionen deutlich im Umbruch. Ich befürchte, wir werden bald italienische Verhältnisse haben, es wäre kein Wunder, denn in Albanien orientiert sich letztlich alles an Italien...

TiranaAlb
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Do, 11. Jun 2015, 16:42

volkergrundmann hat geschrieben:
Trim hat geschrieben: Ich weiss nicht, wo du vorher überall gewesen bist. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass die reichen von ausserhalb immer übers Ohr gehauen wurden. Selbst Auslandalbaner wurden schon eh und jeh abgezogen. Das sind für mich keine neuen Entwicklungen.
Eben genau das sah ich bisher definitiv anders: Ich wurde schon immer in Italien, Türkei, Ägypten usw. abgezockt. In Albanien hingegen zwischen 2005 und 2012 so gut wie nie. Die Albaner haben den Touristen aus Nicht-Balkanländern eher noch was geschenkt, und vor allem, anständige Touristen äußerst zuvorkommend, gastfreundlich und herzlich behandelt. Und eben das sehe ich zumindest in bestimmten Regionen deutlich im Umbruch. Ich befürchte, wir werden bald italienische Verhältnisse haben, es wäre kein Wunder, denn in Albanien orientiert sich letztlich alles an Italien...

Ich war nie in Italien daher weiss ich jetzt nicht so ganz wie es da ist. Abzockerei gibts da natürlich. Aber wer mal in Ägypten war weiss wie es ist. Da erzählen die die Araber bei der Einreise das das Visum von der Bank gefälscht sei für 18 Euro und du beim Veranstalter eins für 40 kaufen musst. Und drohen noch.

Was Kosovaren betrifft. Diese werden immer abgezogen. Schon in den 1990er Jahren als die Ersten kamen vor allem noch aus Westeuropäer hat man sie richtig gebasht. Die Bullen haben damals einfach angehalten. Dies oder Jenes vorgeworfen und weiterfahren erst nach 100 D-Mark. Gutes Geld damals. Und ab in die Tasche damit. Auch mein Vater wurde 1992 angehalten. Nach kurzer Diskussion wurde er schließlich entlassen. Ohne Papiere grad bei Hand konnte man nichts nachweisen aber nachdem mein Vater die Stadt auswenig kannte hat man ihn gelassen.

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Do, 11. Jun 2015, 19:36

Du kommst vermutlich aus dem Kosovo. Das mag so etwas wie ein anderer Paradigmenwechsel sein, den ich als Deutscher kaum nachvollziehen kann. Tatsache ist, dass die Albaner Touristen aus Nicht-balkanischen Ländern sehr lange wie eine schützenswerte Spezies behandelt haben und auf dem Lande (in den Bergen) klingt das noch heute nach. Wir standen wohl irgendwie unter dem Schutze des Kanun Dukagjin.
Als gelegentlicher Leser der täglichen albanischen Postille und des Fernsehens weiß ich aber, dass den Albanern ein kriminelle Urkraft innewohnt, die sich bislang vornehmlich in den inneren Verhältnissen austobt. Mir ist aber klar, dass sie für die Touristen insgesamt eine unberechenbare Größe ist. Irgendwann wird sie sich Bahn brechen und sich ähnlich wie in Italien massiv gegen Touristen wenden. Hoffen wir, dass es bis dahin noch eine Weile dauern wird, derzeit zeichnen sich nur erste Ansätze davon ab.

ALI
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Fr, 12. Jun 2015, 16:09

[quote="volkergrundmann"]... dass den Albanern ein kriminelle Urkraft innewohnt ...[/quote]
Herr Grundmann,
Sie waren mir bisher nicht sympathisch, jetzt weiß ich warum.

TiranaAlb
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Fr, 12. Jun 2015, 19:30

ALI hat geschrieben:
volkergrundmann hat geschrieben:... dass den Albanern ein kriminelle Urkraft innewohnt ...
Herr Grundmann,
Sie waren mir bisher nicht sympathisch, jetzt weiß ich warum.

Unrecht hat er irgendwie nicht.

Das kann aber ein ALI nicht beurteilen nur weil es ihm gerade nicht gefällt.

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Fr, 12. Jun 2015, 22:41

ALI hat geschrieben:
volkergrundmann hat geschrieben:... dass den Albanern ein kriminelle Urkraft innewohnt ...
Herr Grundmann,
Sie waren mir bisher nicht sympathisch, jetzt weiß ich warum.
Könnte sein, dass wir uns da auf halber Höhe treffen. Ich meinerseits mag keine Ideologen, die die Welt durch eine eingefärbte Brille sehen- um mir dann mit dem Zeigerfinger der political correctness zu weisen, wie ich zu denken habe. Für mich zählen Fakten, und wenn ich genug davon gesammelt habe, mache ich mir mein eigenes Bild. Das gilt auch für Albanien - umso mehr, da ich hier vor Ort vier Jahre lang umfassend Fakten sammeln konnte und dies auch noch in jährlichen Intervallen tue.
Das Wort von der kriminellen Urkraft mag manchem (von der political correctness gefärbten) in Deutschland schlicht unverdaulich anmuten. Wenn man aber mal mit ländlichen Albanern aus dem Nordbereich einen Abend diskutiert und Raki getrunken hat, dann versteht man, dass hier noch Denkweisen in Funktion sind, die mit dem Denkrahmen des deutschen Normalbürgers schlicht unvereinbar sind. Ihre Denk- und Verhaltenslogik entstammt einer Periode vor der bürgerlichen Revolution in Europa.
Das hat übrigens nicht nur negative Folgen, sondern für den, der den Zusammenhang deuten und sich darin bewegen kann, durchaus auch positive Folgen. Letztendlich basiert diese gesamte Euphorie der Jahre 2005-2012, über die so Touristen-freundlichen Albaner, auf dieser Grundlage.
Ich befürchte aber, was wir zur Zeit erleben, ist der Übergang des albanischen Denkens in die Moderne. Und die ist bekanntlich in nahezu allen Ländern rund um das Mittelmeer, wenig anziehend. Besuchen wir also Albanien, solange uns noch Rudimente der alten Denkweisen erhalten bleiben - respektieren wir sie (was leider mittlerweile einigen abhanden gekommen ist), und verkennen wir dabei nicht die Zusammenhänge und zu erwartenden Entwicklungsverläufe.

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Lars
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Sa, 20. Jun 2015, 20:23

Trim hat geschrieben:Ich weiss nicht, wo du vorher überall gewesen bist. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass die reichen von ausserhalb immer übers Ohr gehauen wurden. Selbst Auslandalbaner wurden schon eh und jeh abgezogen. Das sind für mich keine neuen Entwicklungen.
Kann ich so nicht bestätigen. Klar wird vielleicht mal etwas extra draufgeschlagen – das verkraften wir ja. Aber im unverschämten Bereich wie von Volker berichtet, ist mir das bis anhin eigentlich unbekannt.
- - -

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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Sa, 20. Jun 2015, 23:23

Zum Troste: Das Bild meiner sechswöchigen Reise ist so, dass die generelle Touristen (bzw. "Fremden") -Freundlichkeit auf dem Lande wohl noch zu 95%, in den Städten immer noch zu 70-80% intakt ist. Sorgen macht mir eben nur die Tendenz: An etlichen exponierten Stellen sind die Albaner von den Touristen mittlerweile schon genervt (vermutlich sogar zu recht), und an manchen Stellen kommt eben schon Touristen-Feindlichkeit als eine Reaktion durch, die wohl eher in einer anderen Abteilung dieses Forums zu erörtern wäre. Es handelt sich hier gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, die sich in dieser Ausdrucksform manifestieren. Man muss dies allerdings wohl im Kontext des insgesamt in Europa Üblichen sehen - AL hat da wohl nur Nachholbedarf.

GjergjD
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Do, 06. Aug 2015, 7:16

Kleine Skandälchen gibt es natürlich auch mal: In Saranda wollten zwei polnische Touristen das Hotel wechseln, weil das Zimmer nicht den Erwartungen entsprochen hat. Der Hotelier wollte sie aber nicht ziehen lassen und behielt die Pässe bei sich, bis schließlich die Polizei den Streit schlichten konnte und die beiden Touristen ihre Pässe wieder erhalten haben und in ein anderes Hotel gewechselt sind :shock:
Immer vorher die Zimmer zeigen lassen und dann noch mal über den Preis verhandeln :wink:

http://www.panorama.com.al/pronari-i-mb ... e-hotelit/

Inex_on_tour
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Sa, 02. Jan 2016, 20:28

Mit Interesse habe ich Eure Einträge hier gelesen... ich für meinen Teil kenne leider Albanien überhaupt nicht bisher. Ich kenne nur das, was man hört und liest - und wenn man jemandem sagt, dass man Albanien bereisen will, wird man öfter entsetzt angeschaut (Sicherheit, etc.).

Wir wollen im Frühjahr 2016 ein wenig den Balkan bereisen. ursprünglich war das Ziel Kroatien, doch dann haben wir auch immer mehr Interesse an den weiteren Balkanländern gefunden.
Derzeit sieht es so aus, dass wir in Richtung Süden via Zagreb über Bosnien und Herzegowina und Montenegro auch nach Albanien reisen wollen.
Nun frage ich mich, inwiefern das richtig ist und "Sinn" macht? Ich meine, da wir keine Balkanerfahrung besitzen :wink: .

Was muss ich beachten?
Zum Beispiel:
- Autofahren -> wir reisen mit eigenem Auto an. Ist es sinnvoll, vor Ort mit dem eigenen Auto die Gegend zu erkunden? Oder lieber z.B. bei der Unterkunft abparken und mit Bus/Taxi fahren?

Mir fallen bestimmt auch noch viele Fragen ein - weiß nicht, ob das hier richtig ist oder lieber in einen anderen Thread soll?

Es passte hier nur gut, da ich Eure Diskussion interessant fand und mich frage, was wir beachten müssen, damit wir als Tourist nicht negativ auffallen. Wir wollen Land und Leute kennenlernen, zumindest, ein wenig (sofern das in kurzer Zeit möglich ist).
:)

Erstmal allen einen schönen Abend!
Inex 8)

volkergrundmann
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Re: Touristenbehandlung in Albanien – Paradigmenwechsel?

Sa, 02. Jan 2016, 21:06

Der Thread ist vielleicht wirklich etwas makaber für die Problemstellung. Zum Verständnis vielleicht so viel: Vor etwa fünf Jahren noch wurden Touristen in Albanien zu 95% gut bis bestens behandelt. Aber die Italienisierung der Verhältnisse schreitet voran, heute würde ich sagen, noch zu 80%. Das heißt, man wird noch immer viel, viel zuvorkommender behandelt und ist wesentlich sicherer als etwa in Italien. Ich hätte fast gesagt, sicherer ist es nur in Griechenland, aber da haben sie mir eben bei dem Versuch, an mein Navi zu kommen, die Frontscheibe demoliert. Gesunde Vorsicht sollte man auf jeden Fall walten lassen, selbst wenn die Zahl der Taschendiebstähle und Autoaufbrüche noch in keinem Verhältnis zu denen in Italien steht.

Was das Autofahren betrifft: Es geht etwas chaotisch zu, aber defensiv fahrend, kommt man durch. Meiner Wohnmobilisten-Klientel empfehle ich nur für seltene Spezialfälle, etwa für Tirana und drei, vier andere Präfekturstädte, das Wohnmobil lieber auf dem Campingplatz stehen zu lassen und die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Mit kleineren Autos und einer Portion Nerven schafft man aber auch diese.

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