Was übrigens sehr auffällig ist und mir auch erst auf dieser Reise klar geworden ist: Die Albaner, die seit Generationen ausserhalb des albanischen Siedlungsgebietes leben, sind in den jeweiligen Ländern für verschiedenste Dinge bekannt und beliebt:
in Slowenien und Kroatien beispielsweise ist nahezu jede 2. Bäckerei in albanischer Hand (in Slowenien bin ich selbst noch nich gewesen, aber was Zagreb betrifft, kann ich das bestätigen). Und offenbar sind sie eben auch als gute Eishersteller und - verkäufer bekannt, wie oben erwähnt
in Istanbul und auch in Sarajevo hingegen sind die Albaner begnadete Schmuckhändler. Nur durch Tipps und Hinweise von Einheimischen und einem Albaner, den ich in Istanbul auch wieder zufällig kennenlernte (gibt es überhaupt Zufälle??? - ich glaub seit dieser Reise eigentlich nicht mehr dran) erfuhr ich, dass auf dem riesigen Grand Pazar wohl fast jeder Juwelierladen in albanischer Hand sein soll - und so war es dann auch! Ich habe 3 Tage von vormittags bis abends auf dem Grand Pazar verbracht, weil ich dort so viele Juweliere mit albanischen Wurzeln gefunden und mit ihnen Interviews gemacht habe. Einige konnten noch Albanisch reden, einige jedoch konnten mich zwar verstehen, aber nur auf Englisch oder Türkisch antworten, da sie nie aktiv sprechen gelernt haben. Nur ganz wenige konnten gar kein Albanisch mehr.
Auch einige albanische Vereine konnte ich in Istanbul ausfindig machen, so z.B. einen kosovarischen Sportverein
Was auffällt: Nahezu alle, die ich in der Türkei getroffen und interviewt habe, hatten ihre Wurzeln in Mazedonien oder im Kosovo. Nur ein einziges Mal traf ich einen jungen Händler auf dem Grand Pazar, dessen Vorfahren dirket aus Albanien kamen (aus Tirana). Er war ca. anfang 20 und gehörte zu denen, die Albanisch leider nicht mehr aktiv beherrschten. Allerdings war er der einzige, dem das in diesem Moment irgendwie unglaublich weh tat. Er beteuerte mehrfach, wie schade er es findet, dass er mir nicht auf Albanisch antworten könne und dass er sich dafür schäme.
Aber wie es der Zuf...(nein, es gibt definitiv keine Zufälle!) so will: Als ich Wochen später in Albanien bin und nach Kruja fahre, um dort ein Interview mit einem Bektashi zu führen, spaziere ich ein wenig oberhalb des Skanderbeg-Museums herum, als mich plötzlich ein junger Mann auf Englisch anspricht und mich fragt, ob ich ein Foto von ihm mit diesem schönen blick auf Kruja machen könne. Da er aussah wie ein Albaner, fange ich natürlich an Albanisch mit ihm zu reden, worauf er mir in einem gebrochenen, nicht gerade gutem Albanisch erklärt, dass er die Sprache nicht so gut könne. Ich fragte ihn woher er denn käme und er sagte: "Ich bin aus Istanbul, aber meine Urgroßeltern kamen aus Albanien". Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen, fing an zu lachen und erklärte ihm auf Türkisch,wie unglaublich das für mich war: "Ich hab fast ganz Istanbul nach einem Albaner abgesucht, dessen Wurzeln in Albanien liegen und wo finde ich einen? - hier in Kruja!" Natürlich verstand Mert, der übrigens 2 Jahre mit seiner türkischen Firma am Tunnelbau beteiligt war und sich deshalb in Albanien aufhielt, erstmal nur Bahnhof und so berichtete ich ihm von meiner Reise und meinem Projekt. Das Interview mit Mert ist eines der interessantesten und auch ergreifendsten der ganzen Reise (nähere Infos auf Anfrage - weiss nicht ob das interessant für dein ein oder anderen hier wäre oder eher nicht).
so nun bin ich doch ins Erzählen gekommen......das Schlimme ist, wenn man einmal drin ist, fallen einem zig Episoden ein, die man erlebt hat.
Aber wie gesagt, wenn ihr Fragen habt fragt einfach, bohrt nach, quetscht mich aus!