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Inhalt Nr. 29

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Lang lebe Albanien

Die Expo in Hannover ist längst Geschichte und alles wartet mehr oder weniger gespannt auf die Schweizer Landesausstellung 02, 03 oder vielleicht auch 04. Doch nochmal zur Expo: Im vergangenen Jahr flog ich an einem windigen Herbsttag nach Hannover, um mich einen Tag lang auf dem riesigen Expo-Gelände umzusehen. Von der Flughafen-Kulisse ging's durch triste Vorstadtwirklichkeit zu riesigen Eingangssperren und Personenkontrollen, bis ich von Pavillon zu Pavillon wanderte, in denen ich auf aufblasbare Känguruhs, günstiges ukrainisches Bier, Toblerone, Abertausende von Touch-Screens, jede Menge Gedanken-Kleckerei, Material-Geklotze und schlechte Science-Fiction stiess.

Der bizarrste (gleichzeitig aber am nachdrücklichsten in Erinnerung bleibende) Stand verdankte sich allerdings dem Mut der Verzweiflung: Albanien hatte nämlich nichts zu verlieren und präsentierte sich tatsächlich als ironische Kunst-Installation. So bildete die Front des albanischen Pavillons eine grossformatige Fotografie der Küstenlinie, wobei ein riesenhafter ENVER-Schriftzug in die Macchia hineingepinselt war. Die Installation betrat ich durch einen kleinen Bunker, der notabene ziemlich echt wirkte. Darin dann eine monströse Heldenfigur, rötlich angestrahlt, sonst Finsternis und auf einem Haufen Monitoren Filmausschnitte, die keines der zahlreichen düsteren Kapitel der albanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ausliessen. Die meisten Besucher machten - wen wundert's - hier wieder kehrt, dabei fand sich sogar ein Hinterausgang. Durch ihn gelangte ich zwar ins Freie, stiess aber sogleich auf das nächste Schreckensbild - eines der grossen überfüllten Schiffe, mit denen verzweifelte Albaner vor Jahren über die Adria nach Italien geflohen sind. Links davon ein kleines Stadion, welches mit verschiedenen Pappkameraden wie Mutter Teresa, Lord Byron und Militärs mitsamt ihren Opfern besetzt war. Sie alle waren bestückt mit Expo-Abzeichen, denn hier musste alles seine Richtigkeit haben.

Schliesslich der Ad Astra-Teil der narrativ zu durchwankenden Installation: Aus der Not hatten die Albaner mal wieder eine Tugend gemacht und behaupteten frech, dass ihr Land das 20. Jahrhundert eben übersprungen habe - und schon ging's an Schautafeln vorbei und über blauen und grünen Stoff, die wohl Naturreservate symbolisieren sollten, wieder hinaus aufs ausgestorbene Ausstellungsgelände.

Und auch wenn die skipetarische Selbstdarstellung nicht wirklich das bot, was man Spass für die ganze Familie nennen konnte, freute ich mich irgendwie, dass es einer der Kleinsten mal wieder allen anderen gezeigt hatte. Und beschloss spontan, in diesem Sommer statt auf eine Kykladeninsel für ein paar Tage nach Albanien zu fahren.

Tamás Kiss

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