freytag & berndt hat seine Albanien-Karte diesen Sommer
im Maßstab 1:200.000 neu konzipiert. (der bisher verwendete ungenauere Maßstab 1:400.000 hat allerdings auch auch Kosovo und fast ganz Montenegro mit abgedeckt.) In der Serie sind inzwischen auch die Nachbarländer Kosovo, Montenegro und Mazedonien einzeln erhältlich. Die Karte ist beidseitig bedruckt und eignet sich daher nur bedingt als „Wandschmuck“
Zunächst fällt ein 32seitiges Beiheft auf, dass die mehrsprachige Legende und ein Ortsverzeichnis enthält. Die größeren Orte enthalten auch die vierstellige Postleitzahl, bei den Dörfern hat sich der Verlag nicht die Mühe gemacht, diese zuzuordnen - dorthin werden offensichtlich keine Briefe verschickt.
Die Legende endet mit dem dem Hinweis, dass Berichtigungshinweise dankend entgegen genommen werden. Davon sollte reichlich Gebrauch gemacht werden
Hoffentlich bringt es etwas ...
Zunächst zu den „in Bau“ markierten Strecken, die sofort ins Auge fallen: Enthalten sind die Streckenführungen für die nicht abgeschlossenen Bauprojekte südlicher Stadtring Tirana und Tirana-Elbasan, sowie das südlichste Teilstück Kardhiq-Saranda. Das war es aber auch: Weitere Bauprojekte, teilweise schon abgeschlossen, wie das Dreieck bei Levan und die Schnellstraße von dort Richtung Tepelena sind nicht mal als Projekt gekennzeichnet, obwohl inzwischen bereits teilweise fertiggestellt. Diese Auflage soll bis 2015 Verwendung finden und daher noch viele Reisende verwirren. Auch ist keine der Ausbaumaßnahmen von örtlicher Bedeutung auf der Karte nachzuvollziehen, so findet man die asphaltierte Zufahrt nach Antigonea von Gjirokaster über Asim Zeneli noch nicht .
Bei der Karte kann man weiterhin nicht von der (öfter ganz willkürlich erscheinenden) Klassifizierung des Straßen-Netzes auf die Qualität der Straße schließen. Die alte Praxis, schlechte Abschnitte auf Karten gestrichelt darzustellen, findet man bei freytag&berndt leider nicht. Somit erwartet den Nutzer mal wieder die „Hauptstraße 1. Ordnung“ Berat-Kelcyra (schwer passierbar) wogegen Kelcya -Tepelena als „Hauptstraße 2 Ordnung“ nur „in gelb“ erscheint, obwohl es sich hier um eine rege genutzte Teerstraße handelt. Weiterer Irrtum am Grenzübergang TreUrat, die direkte Piste nach Leskovik ist als Hauptstraße hervorgehoben, obwohl der Verkehr die Teerstraße ab Carshove bevorzugt, die nur als Nebenstraße ausgewiesen ist.
Noch beispielhaft weitere Unstimmigkeiten
- Bei der Verbindung Kukes-Peshkopia ist die nicht ausgebaute Variante im Drin-Tal als „Hauptstraße 1. Ordnung“ hervorgehoben, während die frisch fertiggestellte Teerstraße über Bushtrice nur als Nebenstraße erscheint.
- Burrel-Peskopia wird eine nördliche Variante über Selishte „gleichwertig“ oder Abkürzung zur Rruga e Arberit suggeriert. Diese SH 36 ist eine schwierige Piste.
- Die südliche Zufahrt nach Rrogozhina ist Hauptstraße nach Elbasan ausgwiesen, tatsächlich ist jedoch die nordwestliche Variante die modernisierte Hauptstraße. Die alte Straßenbrücke über den Shkumbin ist eingestürzt.
- Die Anschlussstelle der Autobahn bei Kukes ist woanders.
- Viele ausgewiesene „Nebenstraßen“ sind real lediglich Pisten, z.B. in den Bergen südöstlich Tirana, Kruja-Burrel, Dardha-Bilisht, Thana-Paß-Memelisht etc.
- Die SH 5 Shkoder-Kukes über Puka wird weiter in der Kategorie „Fernverkehrsstraße“ und als E851 geführt, obwohl der Verkehr inzwischen über die Autobahn rollt und diese Verbindung zu veröden droht
- Die SH 7 Rrogozhina-Elbasan und SH 4 Tepelena-Kakavia Grenze werden als 4-spurige Schnellstraßen gefüht, obwohl nur breit ausgebaut
Eine weitere Eigenheit der Karte besteht darin, dass unter den „sehenswerten- und besonders sehenswerten Objekten“ nur Kulturstätten aufgeführt sind, Natursehenswürdigkeiten fehlen gänzlich, mit Ausnahme der verzeichneten Nationalparks. Von Stränden gar nicht zu reden. Auch Namen von Pässen sucht man teils vergebens.
Lichtblicke sind die relativ vollständigen und nach Stichprobe stimmigen Ortsnamen sowie die detailreichen Straßenverläufe, sofern sie denn vollständig sind.
Verglichen mit dem immer noch erhältlichen „Vorgänger“ ist man mit der neuen Karte besser bedient, auch mangels überzeugender Alternativen bedingt empfehlenswert!