Backpacker hat geschrieben:Ich sehe die Hauptursache eigentlich eher in dem hartnäckigen Gerücht, dass Albanien angeblich extrem kriminell ist.
Für erfolgreichen Tourismus wären daher wohl drei Dinge nötig:
1. Massive Öffentlichkeitsarbeit
2. Vernünftige Verkehrswege nach Süden
3. Wirtschaftliche Anreize für Investoren
Nach den Beobachtungen, die ich hier die vergangenen vier Jahre machte, sehe ich die Dinge komplizierter. Individualtouristen vermehren sich, wenn die, die vor ihnen da waren, eindeutig positiv berichten. Bei AL ist es aber so, dass der an sich positive Grundtenor der Berichte mit einer Menge Einschränkungen versehen ist. Der Blog ist ein ganz charakteristisches Beispiel dafür. Das hält die Zahl der Nachahmer in Grenzen. Wenige der hier Gewesenen sagen z.B., sie würden unbedingt noch mal nach AL wollen, einmal reicht den meisten. Das jährlich mögliche Rekrutierungspotential in den deutschsprachigen Ländern wird damit mittlerweile weitgehend ausgeschöpft.
Um Qualitätsresorts für die internationalen Großunternehmen zu bauen, ist nicht mehr all zu viel Platz. Ein Versuch bei Kakome ist exemplarisch fehlgeschlagen, weil der Investor die Eigentumsverhältnisse nicht klären konnte. Ein zweiter, ein Scheich, will nördlich Durres groß investieren, aber das mit viel Geschrei seit Jahren angekündigte Vorhaben ist bis jetzt auch nicht über den Zaunbau hinaus gekommen. Jetzt wurde gerade, wieder mit enormen Geschrei, ein drittes Projekt bei Spilla/Kavaja angekündigt. Dazu habe ich aber große Bedenken, denn das Projekt liegt in der Mündungsschleppe des Shkumbin, und da dürfte die Wasserqualität bei Südwind fast schlechter als in Durres sein. Umweltbewusste Deutschspachige gehen da nicht hin. Vermutlich wird das bestenfalls ein typischer Reiche-Russen-Resort, wo der Schwerpunkt auf Casino und viel Wodka liegt.
Das alles dürfte weiteren Investoren höchst windig und verdächtig erscheinen, man wartet da wohl eher ab, was diese Projekte am Ende wirklich bringen. Un so lange wird auch AL auf die Entstehung von nachhaltigem Tourismus warten müssen.
Von Maßnahmen zur Werbung würde ich derzeit abraten. Werbung muss zwangsläufig ein besseres Bild erzeugen, als die Wirklichkeit derzeit ist. Das führt dann vor Ort zu Enttäuschungen und heizt die Diskussion über die katastrofale Bausituation in den Hauptzentren, den gesamten nicht ausreichenden Unterhaltungs- und Ausbauzustand der Sehenswürdigkeiten sowie das unbewältigte Müll-Problem erst richtig an, ist also letztlich eher kontraproduktiv.